Unsere Ökosysteme als CO2-Senken: WÄLDER & MOORE

„Es wäre wichtig, so etwas jedes Jahr bei uns anzubieten“ – lautete das Conclusio der Teilnehmer:innen beim kürzlich abgehaltenen „Tag des Waldes“ im Mondseeland. Ende September 2022 wurden den Neugierigen die Pforten unseres „Grünen Lebensraumes“ für einige Führungen durch die Bundesforste, Landwirtschaftskammer und Waldpädagoginnen geöffnet, um mehr über dieses lebensnotwendige Ökosystem zu erfahren. Auch im Herbst 2021 sowie im Juni 2022 organisierten die beiden Klima- und Energiemodellregionen „KEM Mondseeland“ und „KEM Fuschlsee-Wolfgangsee“ gemeinsam mit vielen Projektpartnern (Ortsbauernschaft, Green Makes, Landwirtschaftskammer, Naturpark Bauernland, Expertinnen und Experten…) verschiedene Spaziergänge, Seminare, Vorträge und Wanderungen – allesamt zu einem ganz bestimmten Zweck: Man will auf die drastischen Auswirkungen des Klimawandels und Einflüsse des Menschen auf unsere Ökosysteme direkt bei uns in der Region aufmerksam machen sowie auf die Dringlichkeit hinweisen, natürliche CO2-Senken nachhaltig zu bewahren!

Wald im Klimawandel – Was können wir tun?

Den meisten ist es bewusst – im Holz ist eine beachtliche Menge an Kohlenstoff gebunden, wodurch die Bäume zum entscheidenden Faktor in der Klimakrise werden. Aber nicht nur im Wald, sondern auch die Verwendung der nachwachsenden Ressource speichert riesige Menden an Kohlenstoff auf Jahrhunderte, wenn man z.B. an Holzhäuser denkt. Bei Wäldern als CO2-Senke geht es jedoch darum, was jedes Jahr durch das Wachstum der Wälder zusätzlich gebunden wird. Global betrachtet haben wir bereits eine fatale Entwicklung erreicht: Statt die Bäume für ein gutes Wachstum an den Klimawandel anzupassen und somit eine wichtige CO2-Senke zu schützen, werden (Ur-)Wälder in rasanter Geschwindigkeit – vor allem für Weide- und Anbauflächen – (brand-) gerodet. Eine Zerstörung der „Lunge der Erde“ steht uns bevor! In Österreich sieht die Lage dagegen deutlich besser aus, denn unsere Wälder unterliegen einem der strengsten Forstgesetze weltweit, und dennoch stehen wir vor großen Herausforderungen:

Allgemein betrachtet verspricht die Prognose des Klimaszenarios RCP 4.5 eine Temperaturerhöhung für den Raum Mondsee von 2,5°C (Quelle: DORIS WebOffice). Entsprechend muss und wird sich die Vegetation an die neuen Bedingungen anpassen. Aus Sicht der Niederschlagsmengen wird das südliche Oberösterreich im Vergleich zu anderen Regionen mit Regen zumindest weiterhin begünstigt sein. Dennoch müssen sich Waldbesitzer:innen langfristig Gedanken machen, wie man unter diesen Bedingungen einen Waldbestand schafft, welcher an den Klimawandel angepasst ist.

Dies beginnt bereits bei der richtigen Baumartenwahl: Genau genommen ist es eine Frage des exakten Standorts, abhängig von Bodengegebenheiten, Höhenlage und Exposition sowie Niederschlag und Temperatur, welche Baumarten geeignet sind. Aufgrund der Risikominimierung ist auf mehrere Baumarten der Fokus zu legen. Empfohlen wird, sich an der potentiell natürlichen Waldgesellschaft (PNWG), die in der Mondseeregion typischerweise der Fichten-Tannen-Buchenwald ist, zu orientieren. Fichten, Tannen und Buchen stehen zwar jetzt auch schon in unseren heimischen Wäldern, das Mischungsverhältnis wird sich jedoch zwangsläufig zu mehr Tanne verschieben müssen. Zusätzlich wird man den Fokus auf Eichen oder auf Lärchen legen. Besonders unsere Fichte wird in den kommenden Jahrzehnten im Bestand abnehmen. Trotz günstiger Niederschlagsmengen hat die Fichte auch schon vor allem in den Jahren 2018 und 2019 entsprechenden Trockenstress gezeigt. Bäume, die längeren Trockenperioden standhalten und trotzdem auch marktwirtschaftlich für den Waldbesitzer/die Waldbesitzerin interessant sind, sind die Tanne und auch die Eiche. Wer also heute einen Baum pflanzt, muss an die Zukunft denken. Wetterextreme und die Wasserverfügbarkeit der Böden werden die allesentscheidenden Faktoren werden.

Auch Pflegemaßnahmen sind entscheidend: Bereits in der Jungwuchs- und Dickungsphase müssen die ersten Pflegemaßnahmen gesetzt werden, um einen stabilen Mischbestand zu schaffen. Besonderes Augenmerk ist auch auf weitere Einflussfaktoren wie Schädlingsbefall und Wildeinfluss zu legen. Begünstigt durch das wärmere Klima vermehren sich die unterschiedlichen Schadinsekten besser. Durch die entstandenen optisch markanten Grenzen von Wald zu Kahlschlag zu Wiese und Ähnlichem gewinnt der Lebensraum, besonders jener des Rehwildes, mehr an Qualität. Dies begünstigt den Wildbestand, was wiederum zu erhöhten Verbiss führen kann. Gerade klimafitte Wälder brauchen Mischbaumarten, die, oftmals zum Leidwesen der Waldeigentümer, auch für das Wild sehr schmackhaft sind. Die Jagd kann hier zum Schlüsselfaktor werden.

Waldbauer sein heißt, in Generationen zu denken: Weiterführend ist es wichtig, nicht nur auf unterschiedliche Baumarten, sondern auch auf eine gemischte Altersklassenverteilung der Bäume zu achten, damit vom Keimling bis zum hiebsreifen Mutterbaum alle Stadien in einem Betrieb, oder wenn möglich, auch in einem Bestand vertreten sind. Das Belassen von Ästen, Rinden und Blättern im Wald dient der Düngung des Waldbodens und verspricht einen besseren Zuwachs und höheren Ertrag auf lange Sicht.

Besitzt du einen Wald und kannst die Arbeit schwer mit dem Alltag vereinbaren? Oder möchtest du dir einfach Informationen holen? Tatkräftige Unterstützung im Wald erhält man direkt im Mondseeland bei den beiden Forstwirtschaftsmeistern Matthias Strobl (Zell am Moos) und Simon Strobl (St. Lorenz), beide ausgezeichnete „Meister des Jahres OÖ 2021“. Kontaktdaten der beiden erhalten Sie bei der KEM Mondseeland. Für weitere Informationen zum Thema Forst berät euch gerne die Landwirtschafskammer OÖ!

Moore in unserer Region – Sind sie wirklich so wichtig?

Im November wird wieder die UN-Klimakonferenz im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen. Eine essenzielle Frage ist die nach dem richtigen Umgang mit natürlichen Kohlenstoffsenken. Anders als beim Verbrennen fossiler Energieträger emittieren falsch behandelte Ökosysteme wie die Moore meist unsichtbar.

klauskrumboeck.at

(c) Klaus Krumboeck 2022

Aber wie steht es eigentlich um die Moore in unserem Land?

Insgesamt sind ungefähr 220 km2 (0,3 % der Landesfläche von Österreich) mit Hochmooren bedeckt. Die meisten Hochmoore in unserem Land sind kleinflächig und liegen an entlegenen Stellen in den Bergen, wo sie vor landwirtschaftlicher Düngung und Luftverschmutzung geschützt sind – so auch das Wildmoos, ein Salzburger Schutzgebiet nördlich des Eibensees, welchem wir bereits einen lehrreichen Besuch abstatteten. Was viele nicht wissen, ist, dass der Großteil des ursprünglichen Moorbestandes in Österreich bereits durch Entwässerung vernichtet wurde. Hauptursache ist der Torfabbau, denn Torf ist gefragt: Für den industriellen Gemüseanbau wird er in riesigen Mengen in ganz Europa verkauft, in Vergangenheit wurde er sogar als Brennstoff genutzt. Der Ursprung des Torfs sind vor allem Moore im Baltikum, die durch seinen Abbau immer weiter zerstört werden – mit gravierenden Auswirkungen auf den Klimawandel. (Quelle: www.nabu.de)

Moore sind unverzichtbare Kohlenstofflager und -speicher. Im Zuge der politischen Diskussionen hinsichtlich Klimaziele und Entwicklung verschiedener Szenarien zur Abmilderung der globalen Erwärmung müssen Moore als Kohlenstofflager und -speicher stärker berücksichtigt werden.

(c) Klaus Krumboeck 2022

Moore speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt. Eine 15 cm mächtige Torfschicht auf gleicher Fläche enthält gleich viel Kohlenstoff wie ein 100-jähriger Wald. Bei einer Entwässerung des Moors kommt es zur Durchlüftung des Torfkörpers. Dabei entweicht nicht nur das klimaschädigende Kohlendioxid in die Atmosphäre, sondern es entsteht in den nährstoffreicheren Niedermooren Distickstoffmonoxid (Lachgas) mit einem 298-fachen Global Warming Potential von CO2.

Moore sind auch direkt vom Klimawandel bedroht. Wasserabhängige Ökosysteme reagieren sehr empfindlich auf wärmere und trockenere Jahre. Besonders betroffen sind die vom Niederschlag abhängigen Hochmoore (=Regenmoore). Geringerer Niederschlag bedeutet dabei sinkender Wasserstand. Hochmoorkerne können sich dadurch zu waldfähigen Standorten entwickeln.

Also was können wir tun? Ein möglicher Beitrag gegen die Klimakrise ist die Wiederherstellung der Moore. In Moorschutzprojekten beispielsweise kann die Bewässerung der Moore vorgenommen werden. Verschiedene NGOs fordern sogar: Bis 2050 muss weltweit jeder Quadratmeter Moor, der aktuell entwässert ist, restauriert werden, ohne Ausnahme. Nur so ließen sich die Pariser Klimaziele einhalten. In manchen Ländern Europas emittieren Moore mehr CO2 als die gesamte Industrie und der gesamte Verkehr zusammen. Zum Schutz europäischer Moore wird in fünf europäischen Ländern das neue EU-geförderte Projekt „LIFE Multi Peat“ umgesetzt. Um noch mehr Wirkung zu erzielen, sind jedoch verbindliche Ziele und Instrumente wichtig, durch die diese Emissionen reduziert werden können.

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