Anna Pribil ist als Umweltpsychologin selbstständig und bringt neben Coachings und Vorträgen auch aus ihrer eigenen Erfahrung als Mutter viele wertvolle Tipps rund um das Thema Klimawandel, Klimakommunikation und Kinder mit.
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In einem Interview hat Lena sie nach den wichtigsten Infos und Tipps für alle (werdenden) Eltern gefragt. Anna Pribil hat sich selbst, als sie zum ersten Mal Mutter wurde, mit dem Thema des Klimawandels genauer auseinandergesetzt. So geht es vermutlich vielen, denn „wir sind ein bisschen im Zwiespalt, weil auf der einen Seite wollen wir unsere Kinder möglichst gut auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten, aber ihnen auf der anderen Seite natürlich auch eine sichere Kindheit bieten und sie nicht mit allen Problemen der Welt belasten. Das ist, glaube ich, ein schwieriger Spagat, den wir versuchen, da zu machen“.
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Wann macht es also Sinn, das Thema des Klimawandels einzuführen und mit den Kindern zu besprechen?
Dazu gibt es keine pauschale Antwort, denn jedes Kind ist unterschiedlich. Anna Pribil empfiehlt vor allem, die Fragen der Kinder zu beantworten. Das Thema sollte eher über Alltagssituationen erklärt werden, denn „man muss nicht immer gleich den Klimabegriff einführen bei den ganz Kleinen, sondern redet dann über so Sachen wie: Warum dreht man das Wasser ab beim Zähneputzen? Warum sammelt man den Müll aus der Natur auf? Wenn dann doch komplexere Fragen aufkommen, ist es wichtig, diese kindgerecht zu beantworten. Dabei helfen Bücher und Videos zum Thema oder auch die gemeinsame Recherche mit kindgerechten Suchmaschinen.“
Daneben ist ein wichtiger Baustein auch, den Kindern einen Bezug zur Natur zu vermitteln. Das bekannte Zitat von Konrad Lorenz: „Man schützt nur, was man liebt, man liebt nur, was man kennt“ weist darauf hin, wie wichtig es ist, den Kindern eine Begeisterung und Wertschätzung zur Natur zu vermitteln. So werden sie automatisch zu umweltbewussten Personen.
Aus dem Wissen und Erklärungen über den Klimawandel können verschiedene Emotionen entstehen – unter anderem Klimaangst und Klimawut.
Solche Emotionen betreffen nicht nur die Kinder, sondern auch Eltern selbst. Wichtig ist hierbei, sowohl die eigenen als auch die Belastungsgrenzen des Kindes im Blick zu haben. Generell empfiehlt Anna Pribil, die Informationen sachlich zu erläutern und in den Erklärungen über den Klimawandel nicht die eigene Belastung auf die Kinder abzuwälzen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Eltern für die Kinder da sind und diese mit ihren Emotionen begleiten.
Um diese Emotionen selbst besser begleiten zu können und den Umgang des Kindes damit zu stärken, hilft es die eigene Resilienz zu stärken. Hier empfiehlt Anna Pribil einen Blick auf die „Zehn Säulen der Selbstfürsorge“ der Psychologists for Future (https://www.psychologistsforfuture.org/wp-content/uploads/2020/04/20-04_Psy4F-10-S%C3%A4ulen-der-Selbstf%C3%BCrsorge-Jan2020.pdf).
„Kinder haben oft ein sehr starkes schwarz-weiß denken und können Zwischenlösungen nicht gut zulassen, aber das kann man auch mit ihnen trainieren“ sagt Anna Pribil. Das ist vor allem wichtig, weil die Klimakrise nicht eine perfekte Lösung hat, sondern viele verschiedene Schritte braucht. Das den Kindern zu vermitteln, fördert ihre sogenannte Ambiguitätstoleranz, also das Zulassen von „Ok-Lösungen“. Somit zeigt man ihnen, dass nicht alles immer perfekt gut oder schlecht ist. Anna Pribil beschreibt das am Beispiel des Autofahrens: „Wenn man am Land wohnt und zum Beispiel ein Auto braucht, dann soll man, wenn das Kind dann sagt: ja, aber wir dürfen ja nicht mit dem Auto fahren, weil es Abgase verursacht, […] dann aber auch dem Kind erklären, dass es gewisse strukturelle Lösungen braucht, wie z.B. mehr öffentliche Verkehrsmittel“.
Hier geht es also auch darum, dem Kind zu zeigen, dass es nicht selbst und wir als Individuen nicht selbst dafür verantwortlich sind, das Problem des Klimawandels zu lösen. Es handelt sich um ein strukturelles Problem, weshalb es auch strukturelle, politische Lösungen braucht.
Aber was kann ich (mit meinem Kind gemeinsam) trotzdem tun?
Anna Pribil nennt unterschiedliche Beispiele, die vor allem darauf abzielen, den ökologischen Handabdruck zu vergrößern. Hier geht es darum, das eigene Wissen mit anderen zu teilen und so andere dazu zu motivieren, sich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Denn „Kinder von engagierten Eltern werden wahrscheinlich sehr klimabewusst leben. Aber wie kann man die breite Masse motivieren, da mit zu tun? Ich glaube, da geht ganz viel mit Schulen und wenn man sich da selbst engagieren oder Projekte initiieren mag“, sind das für Anna Pribil sehr wirksame und gute Ansätze. Auch, um die Selbstwirksamkeit zu steigern. Das ist ein weiteres wichtiges Element, denn wenn man selbst und das Kind das Gefühl hat, etwas tun zu können, hilft das, mit negativen Emotionen rund um das Thema Klimawandel umgehen zu können und gleichzeitig auch, Kraft und Energie daraus zu ziehen. Dafür kann man zum Beispiel gemeinsam auf die nächste Klimademo gehen. So sehen die Kinder, „wie viele Leute sich da engagieren. Und wie viele da wirklich versuchen, was dagegen zu unternehmen – das kann Mut machen“.