Vom Notladekabel über die private oder öffentliche Wallbox, bis hin zu HPC- und Superchargern – viele Wege führen zu einem vollen Elektroauto-Akku. Aber welcher ist der beste, einfachste, umweltfreundlichste und welcher passt tatsächlich zu mir?
Zu Hause Laden ist die wichtigste Lademethode
Betrachtet man die Statistiken, so werden die meisten Elektroautos zu Hause aufgeladen. Aus meinem persönlichen Ladeverhalten (seit 2013 rein elektrisch unterwegs) kann ich das eindeutig bestätigen, denn ich lade sicher an die 90 % zu Hause. Deswegen möchte ich hier gleich bei den privaten Lademöglichkeiten starten. Zugegeben, ein Häuslbesitzer mit Carport und Starkstromsteckdose tut sich leichter, eine Lademöglichkeit für sein E-Auto zu schaffen als jemand in einer Mietwohnung. Aber selbst bei großen Wohnhäusern ist eine Ladestation mittlerweile leichter umzusetzen als noch vor vielen Jahren. Vorausgesetzt es steht dort ein eigener Parkplatz oder ein Tiefgaragenplatz zur Verfügung, gilt das „Right-to-Plug“. Mit der Novelle des Wohnungseigentumsgesetzes 2022 wurde damit der Weg zur eigenen E-Ladestation in Mehrparteienhäusern deutlich vereinfacht. Früher war es notwendig, die Zustimmung aller Wohnungseigentümer einzuholen, um eine Ladestation zu installieren. Mit der neuen Regelung genügt eine schriftliche Kommunikation und, wenn kein Widerspruch innerhalb von 2 Monaten erfolgt, gilt die Zustimmung als erteilt. Details dazu:
https://www.keba.com/de/news/emobility/right-to-plug-oesterreich
Die kleine Lösung – das mobile „Notladekabel“
Fast alle Elektroautos kann man standardmäßig oder über optional erhältliche Adapter an einer haushaltsüblichen Schukosteckdose oder einer Starkstromsteckdose laden. Bei den meisten Elektroautos ist beim Kauf ein mobiles Ladekabel dabei, welches meist als „Notladekabel“ bezeichnet wird. Auch, wenn an einer gut abgesicherten 230V-Steckdose dies normalerweise möglich ist, ist diese Art des Ladens auf Dauer nicht ratsam. Einerseits ist die Ladedauer extrem lang (13 Std. und mehr) und andererseits sind durch die relativ niedrige Ladeleistung (meist 2,3 kW) die Ladeverluste beim Auto sehr hoch. D.h. man bezahlt mit solchen Lösungen mehr Strom als eigentlich im Antriebsakku ankommt. Zudem kommt hinzu, dass jede x-beliebige Person das Ladekabel steckdosenseitig abstecken kann, was sicher nicht wünschenswert ist.
Die mobilen Alleskönner – intelligente Ladekabel mit Steuereinheit
Es gibt mobile Ladekabel, die markenunabhängig für jedes Elektroauto einsetzbar sind und neben Schukosteckdosen mit Camping- und den roten Starkstromsteckdosen bestens umgehen können. Eine sehr gelungene Lösung ist das NRGKick-Kabel des gleichnamigen österreichischen Herstellers. Das Ladekabel hat ein Netzgerät mit einer Steuereinheit, mit der man sowohl am Gerät als auch über das Smartphone die Stromstärke fast stufenlos einstellen kann. Mit so einem Kabel können Elektroautos relativ rasch geladen werden. Der Renault ZOE kann damit an einer 32A-Steckdose in ca. 2 Stunden, ein Tesla Model S in vier bis fünf Stunden aufgeladen werden. Bei veralteter Hauselektrik, unzureichend abgesicherter Steckdose oder gar bei der Verwendung von Verlängerungskabeln (Absolutes NO-GO) mit solchen Ladekabeln kann es bei unsachgemäßer Handhabung jedoch zu Überhitzungen oder Kabelbränden kommen. Aus diesem Grund empfiehlt sich als Optimal-Lösung eindeutig eine Wallbox.
Wallbox für sicheres und schnelles Laden daheim
Die Wandladestationen (Wallbox) haben in etwa die Größe eines Schuhkartons, werden aus Kunststoff oder Edelstahl gefertigt und sind für den Innenbereich oder auch für die Montage im Freien gedacht. Es gibt sie mit verschiedensten Stromstärken (2,3 – 22 kW), flexibel steuerbar, mit Ladebuchse oder fix montiertem Ladekabel. Sie sind die Schnittstelle zwischen der vorgelagerten Netzinstallation und dem Elektroauto und stellen sicher, dass das Stromnetz nicht überlastet und das Auto bestmöglich geladen wird. Somit sind sie ein wesentlicher Sicherheitsfaktor und ermöglichen sicheres Laden, auch unter Dauerlast. Welche Lösung passt, hängt vom Elektroauto ab. Aktuelle E-Autos können heutzutage alle mit 11 kW Wechselstrom laden, manche auch optional mit 22 kW. Für Wallboxen gibt es mittlerweile sehr viele Anbieter, wobei man bereits ab € 600,- sehr gute Produkte erhält. Teurere Modelle können beispielsweise auch mit einer Photovoltaik-Anlage kommunizieren, bieten eine App zur Steuerung oder können gegen Fremdzugriff gesperrt werden.
Halböffentliche sowie öffentliche Wallboxen oder AC-Ladesäulen
Bei Ladestationen, die von Stromanbietern, Firmen oder Gemeinden zur Verfügung gestellt werden, spricht man von halböffentlichen beziehungsweise öffentlichen Ladestationen. Halböffentliche Ladestationen findet man bei Firmen, Geschäften oder in Hotels, die nur für dessen Kunden zugänglich sind. Rein öffentliche Ladestationen sind für jeden E-Autofahrer zugänglich – im Idealfall rund um die Uhr. Abhängig vom Betreiber sind sie entweder kostenlos oder man muss sich mit einer Ladekarte oder Handy-App autorisieren. Öffentliche Ladestationen müssen heutzutage alle barrierefrei sein. D.h. man muss entweder mit gängigen Ladekarten laden können oder es gibt eine Möglichkeit, sich direkt an der Ladestation mittels einem QR-Code zu registrieren, um die Ladung zu starten.
Technisch gesehen sind öffentliche Wallboxen/Ladesäulen gegenüber Heimladestationen meist robuster und größer. Vor allem zeichnen sie sich dadurch aus, dass sie einen geeichten Stromzähler integriert haben und mit einem Bezahlsystem ausgestattet sind. Geladen wird in dieser Kategorie mit Wechselstrom (AC) bis zu 22 kW mit dem standardisierten Typ2-Ladekabel. Bei großen Ladeinfrastruktur-Anbietern wie beispielsweise Smatrics oder Energie AG sind alle Ladestationen miteinander vernetzt. Dadurch werden alle Stationen auf Funktionstüchtigkeit überwacht und über Lade-Apps kann man vorab sehen, welche Ladestelle belegt oder frei ist.
Weitere Infos zu öffentlichen Ladestationen und wie ihr dort lädt, findet ihr auch noch in diesem Bericht: https://www.greenmakes.at/ladestationen-einmal-ganz-analog/
Schnell-Ladestationen mit bis zu 50 kW Ladeleistung
Wenn es eine längere Strecke über hunderte Kilometer zu meistern gibt, muss ein Ladestopp schnell vonstattengehen. Für diese Fälle gibt es Schnell-Ladestationen mit einer Ladeleistung von bis zu 50 kW. Geladen wird hier jedoch mit Gleichstrom (DC). Das geht schneller als mit Wechselstrom und die Ladeverluste sind deutlich geringer. Diese Schnelllader waren vor 10 Jahren das technische Maximum. Ein Nissan Leaf konnte bei solchen Stationen in zirka 45 Minuten auf 80 Prozent geladen werden.
High-Power-Charging (HPC) mit über 300 kW Ladeleistung
Die Kapazität der Elektroauto-Batterien ist heutzutage um das zwei- bis dreifache größer und die Leistung der Ladestationen entwickelte sich rasant weiter. 2018 wurden übrigens in Mondsee bei der Autobahnraststätte österreichweit die ersten High-Power-Charger von IONITY in Betrieb genommen. Diese hatten eine beeindruckende Ladeleistung von 350 kW.
Zu dem Zeitpunkt gab es noch kein einziges Elektroauto, welches annähernd mit dieser Leistung laden könnte. Mittlerweile gibt es aber schon viele Elektroautos, die bei solchen Ladestationen zumindest annähernd die Ladeleistung abrufen können. Ein Porsche Taycan kann mit 270 kW oder ein Kia EV6 mit 233 kW dort laden. So lassen sich innerhalb 5 Minuten genug Strom für weitere 100 km nachladen. In ca. 20 Minuten bekommt man den Akku auf 80 Prozent voll – da wird dann die gemütliche Kaffeepause sogar stressiger als erwartet. Zu beachten ist bei solchen HPC-Ladern, dass diese meist nur mit CCS-Steckern (europaweiter Standard) ausgestattet sind. Ältere Fahrzeuge mit Chademo (z.B. Nissan Leaf) oder ältere Renault ZOEs (Typ2 43 kW) können diese Ladeparks leider nicht mehr benutzen.
––> Neuer Ladetipp in der Region:
Ende 2022 hat Shell in Mondsee bei der Tankstelle gegenüber vom Eurospar eine HPC-Ladestelle mit 4 Ladepunkten mit bis zu 360 kW eröffnet. Die aktuelle Ladetarife sind hier einzusehen:
shell.at/autofahrer/shell-recharge
Supercharger von Tesla
Tesla war natürlich der absolute Vorreiter beim Ausbau von Schnellladenetzen. Kein anderer Automobilhersteller hat es bis jetzt geschafft, ein so flächendeckendes Netz aufzubauen. Weltweit gibt es bereits über 50.000 Supercharger und das Netz wird ständig erweitert. Was vielleicht viele noch gar nicht wissen: Die Supercharger sind mittlerweile nicht mehr nur Teslas vorbehalten. Das Ladenetz wurde für alle schnellladefähigen Fremdmarken-Fabrikate geöffnet und so kann man fast an allen Superchargern ab 45 C/kWh (Stand 26.1.2024) laden. Die neuesten Supercharger können übrigens mit max. 250 kW laden.
––> Aktueller Ladetipp in der Region:
Die OMV-Tankstelle bei der Autobahnabfahrt St. Georgen im Attergau ist ein wahres Schnelllade-Mekka. Neben 24 Supercharger-Ladesäulen gibt es dort auch noch 6 Ionity-Ladesäulen, 2 Energie AG Schnelllader und 4 HPC-Charger von Smatrics.
stromtankstellen/Oesterreich/St-Georgen-im-Attergau/
Wie wird es wohl weitergehen?
Die Anzahl der Ladestationen steigt laufend. 2018 gab es in Österreich 2.089 öffentliche Ladepunkte, Mitte 2022 waren es 10.400 und Ende 2023 waren es bereits 22.002 (Quelle: https://www.beoe.at/statistik/). Angst vor zu wenig Ladestationen ist somit nicht nachvollziehbar. Und bei den Ladeleistungen ist auch noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. LkW-Hersteller wie Volvo und MAN bringen immer mehr E-Trucks auf den Markt, die mit noch höheren Ladeströmen wie PkWs laden können. Nach dem High-Power-Charging folgt dann das Megawatt Charging-System, welches mit Ladeleistungen bis zu 3,75 MW (3.750 kW) ziemlich „Strom gibt“.
Österreich ist bei der Mobilitätswende mittendrin und wird bei der Ladeinfrastruktur aufgrund der geografischen Lage zusätzlich profitieren. Das Mondseeland liegt hingegen österreichweit gesehen strategisch sehr gut, da es an der Hauptachse zwischen Innsbruck und Wien liegt. Neben schnellen Ladeströmen gibt es hier noch eine grandiose Aussicht und Seeluft inklusive.